Komplimente – so zweischneidig wie das berühmte Schwert, AUI Januar 2019

Komplimente und Lob sind bei uns in allen Bereichen des Lebens wichtig, privat wie im Beruf, in Beziehungen wie in der Familie. Bei 66 Prozent der Befragten erwecken sie laut einer aktuellen Umfrage Glücksgefühle. Außerdem können sie das Selbstwertgefühl derer stabilisieren, die sie bekommen, weil sie Wertschätzung ausdrücken. Ein Kompliment kann Türöffner sein, Sympathie erwecken oder erhöhen, eine Beziehung stärken, weil es Freude bereitet. Es kann Wunder bewirken in der Kindererziehung, ein Arbeitsklima verbessern und die Atmosphäre verschönern. Ebenso kann es aber auch als „Schuss nach hinten“ losgehen und viel Negatives auslösen. Um diese Gefahr auszuschalten, empfiehlt es sich, einige Vorschläge zu erwägen.

5 Tipps zum Komplimente-Geben

1. Loben Sie nur, wenn Sie es ehrlichen Herzens tun können.

2. Vermeiden Sie alles, was als aufgesetzte Schmeichelei, Einschleim-Versuch oder gar

als Manipulation aufgefasst werden könnte.

3. Gehen Sie nicht zu verschwenderisch mit Komplimenten um. Ein inflationärer Gebrauch

lässt die Qualität und die Glaubwürdigkeit rapide sinken.

4. Beziehen Sie sich auf ein konkretes Merkmal, eine Eigenschaft oder ein Verhalten, statt

schwammig zu verallgemeinern.

5. Überlegen Sie genau, welche Art eines Komplimentes sich in der jeweiligen Situation

sowie für die individuelle zwischenmenschliche Konstellation eignet.

Zu Letzterem ein Beispiel. Hört eine Frau von ihrem Liebsten den Satz: „Dein neues Kleid ist ja wirklich sexy!“, wird das in den wenigsten Fällen auf Unmut stoßen. Solcher ist hingegen so gut wie programmiert, wenn dieser Satz im beruflichen Umfeld an eine Frau beispielsweise von einem Kollegen, einem Kunden oder dem Chef gerichtet wird. Je nach persönlicher Einstellung wird ein solches Kompliment unter Umständen als wenig imponierender Flirtversuch, ungeschickte, unerwünschte oder plumpe Anmache bis hin zu sexueller Belästigung eingestuft. Wie angezeigt es in der heutigen Zeit ist, gerade dem letzten Punkt erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken, liegt auf der Hand.

Damit Komplimente ihre positive Wirkung voll entfalten können, sind auch die Fähigkeiten der Empfangenden gefragt. Viele Menschen sind entweder ungeübt darin, ein Lob anzunehmen. Oder sie können es schlecht akzeptieren, weil sie bezweifeln, es verdient zu haben. Die Gründe dafür sind vielschichtig, oft in mangelndem Selbstwertgefühl begründet. Doch das richtige Annehmen eines Komplimentes zu üben, ist genauso wichtig und hilfreich, wie das Können, eines zu geben.

5 Tipps zum Komplimente-Annehmen

1. Seien Sie sich bewusst, dass die Person, die Ihnen ein Kompliment macht, Ihnen damit

eine Freude bereiten will.

2. Weisen Sie deshalb das Lob nicht ab – auch nicht durch Schweigen. Ein solches

Verhalten würde nicht nur bedeuten, dass das gewünschte Ziel verfehlt wurde. Es

verwehrte den Gebenden auch die „Rückkoppelungs-Freude“, solche bereitet zu

haben. 2

3. Vermeiden Sie daher abwiegelnde Sätze wie: „Aber das war doch gar nicht besonders

schwierig!“, oder: „Da haben ja andere auch dran gearbeitet!“

4. Nehmen Sie stattdessen das Kompliment mit freudigem Dank entgegen: „Wie schön,

dass Ihnen mein Buch gefällt. Danke sehr für das Lob!“, „Ich freue mich, dass Sie das

sagen!“, „Vielen Dank für Ihre Anerkennung, sie freut mich!“ Auch ein einfaches

„Danke!“ ist weit besser, als abzuwiegeln oder zu schweigen.

5. Widerstehen Sie der Versuchung, statt eines Dankes ein „Gegenkompliment“

loszulassen. Das wirkt in der Regel wenig ehrlich und wie ein Zwang, nur irgendetwas

Nettes zu sagen. Ergreifen Sie besser die nächstbeste Gelegenheit, der

entsprechenden Person mit einem aus Überzeugung gegebenen Lob ebenfalls eine

Freude zu bereiten.

Aktuelle Empfehlung des Gremiums „Arbeitskreis Umgangsformen International“ (AUI), Januar 2019

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